Geschichte
Gründung des Turnverein Tablat
Am 8. August 1885 wurde der Turnverein TABLAT gegründet. Dies ist der eigentliche Ursprung des heutigen Turnvereins St.Gallen-Ost. Damals zählte der Verein 32 Aktiv- und 12 Passivmitglieder. Bekanntlich benötigt man zum Turnen gewisse Turngeräte. Mit freiwilligen Beiträgen (stolze 467.50 Fr) und einer Tellersammlung anlässlich der ersten Hauptversammlung (44.– Fr) konnte sich der Verein die Anschaffung diverser Sportgeräte selber finanzieren. Bis zur Jahrhundertwende trainierten die Turner in einem Lokal im Schulhaus Krontal. Doch im Jahr 1900 hiess es plötzlich, dass eben dieses Lokal in ein Schulzimmer umgebaut werden soll, mit der Folge, dass der Turnverein TABLAT obdachlos wurde.
Turnhalle Krontal
Um möglichst bald wieder ein Dach über dem Kopf zu haben (neben den diversen “Notunterkünften”), starteten die Turner eine Initiative zum Bau eines neuen Turnlokals. Obwohl eine ausserordentliche Schulgemeinde vorerst von so einem Bau nichts wissen will, startet der Turnverein eine Kollekte, die satte 6’000 Fr. einbringt. Diesem Erfolg zum Trotz dauert es noch weitere 9 Jahre, bis der endgültige Beschluss zum Turnhallenbau gefällt wird, und nach weiteren 2 Jahren, am 15. Juli 1911, findet endlich die Einweihung statt. Noch heute sind wir stolz, dass uns “ein Teil des Krontals gehört”.
Der 1. Weltkrieg
Zur Zeit des ersten Weltkrieges (1914/1915) war es fast unmöglich, regelmässige Turnstunden abzuhalten, da viele Turner Aktivdienst leisten mussten. Im Winter 1917/18 durfte nicht einmal die Turnhalle beheizt werden!
Jugendriege und harte Sitten in den 20ern
Anfangs der 20-er Jahre wurde dann auf Bitte von zahlreichen Jugendlichen die Jugendriege gegründet. Zu dieser Zeit wurden unentschuldigte Absenzen nicht gerade zimperlich behandelt: Wer 3 mal unentschuldigt fehlte, erhielt ein Mahnschreiben. Falls trotz dieser Verwarnung keine Besserung eintrat, wurde der “Schuldige” vor die Kommission geladen. Und wer es bevorzugte, nicht zu erscheinen, dem drohte der mögliche Ausschluss aus dem Verein unter Anzeige an den Bezirksturnverband…..harte Sitten also! Aber die Rechnung schien aufzugehen: im Jahr 1922 gehörte der Turnverein TABLAT zu einem der grössten Vereine der städtischen Turnvereinigung. Damit auch die Kleinen ihre Fitness fördern konnten, wurde 1926 der Turnerische Vorunterricht eingeführt.
Der Turnverein Rotmonten
20 Jahre nach der Gründung des Turnvereins TABLAT, im Jahr 1904, wurde auf Rotmonten ebenfalls ein Turnverein gegründet, der – wie könnte es auch anders sein – Turnverein ROTMONTEN hiess. Dieser war vor allem wegen seiner Abendunterhaltungen und Familienabende berühmt, so dass sich laufend neue Turner und Gönner dazugesellten.
Die Fusion Tablat und Rotmonten zum Turnverein St.Gallen-Ost
Aber das Kriegsjahr 1914 ging nicht unbemerkt vorüber: Die schweizer Armee wurde mobilisiert, und ausländische Turnkameraden mussten sich verabschieden – die Mitgliederzahl schmolz dahin.
So beschlossen die beiden Vereine im Jahr 1929 zu fusionieren: zum TURNVEREIN ST. GALLEN-OST! Er zählte insgesamt 480 Mitglieder.
Zwischen 1934 und 1940 litt der Verein unter “Mitgliederknappheit” und Geldnöten. Dennoch brachten sie meistens genügend Turner zusammen, um zwischen 1930 und 1959 an zehn kantonalen und eidgenössischen Turnfesten teilzunehmen. Leider entsprachen die erreichten Punktzahlen nicht immer den Erwartungen, weil die Turnstunden zu wenig ernst genommen wurden, und zu viele Absenzen zu verzeichnen waren. Aber bekanntlich wird ja der Erfolg eines solchen Festes nicht ausschliesslich anhand der Punktzahl bemessen, sondern vielmehr an der Geselligkeit und Kameradschaft.
Gäbrishütte
Apropos Geselligkeit: nicht zu vergessen ist das Jahr 1935: damals wurde nämlich der Entschluss gefasst, in der Lienz auf dem Gäbris eine Turnerhütte zu mieten. Später dislozierten die Oestler in die Hütte auf dem Lankersgäbris. An ihr wurden über all die Jahre hinweg diverse Reparaturen und Ausbauten vorgenommen, die sich durchaus gelohnt haben: die Hütte ist ein wahrer “Turnermagnet”, frei nach dem Motto: “”Uf em Gäbris schtoht ä Höttä – luschtig und fidel isch’s döttä!” Zum gemütlichen Teil trägt auch die in späteren Jahren selbst gebaute Keller-Bar bei.
Die 60er
Im Jahr 1960 feierte der TVO seinen 75. Geburtstag, der gebührend gefeiert wurde. Während die Oestler in den ersten 75 Jahre des TVO eher als Kunst- und Nationalturner aktiv waren, so kann seit den 60er Jahren ein Trend in Richtung Leichtathletik verzeichnet werden.
Leider lief auch beim TVO nicht immer alles nach Wunsch. 1971 war das Interesse am Turnbetrieb derart mangelhaft, dass sich der Oberturner mit dem Rücktrittsgedanken beschäftigte. Auch andere bewährte Kräfte der Vereinsführung traten zurück, die nur schwer ersetzt werden konnten. Doch der TVO gab nicht auf.
Organisation von Grossanlässen
Obwohl der TVO unter Personalmangel litt, stellte er immer wieder sein Organisationstalent unter Beweis. So organisierte er z.B. den Kreisjugitag in den Kantonsschulturnhallen mit 500 Beteiligten (1973). Die grösste Herausforderung stellte sich aber im Jahr 1983, als der TVO das Kreisturnfest mit über 2300 Turnern organisierte. Da die Mitglieder an diesem Fest mit Arbeit eingedeckt waren, kam eine Teilnahme nicht in Frage. Aber zwischen 1960 und 1984 nahm der TVO an immerhin vierzehn kantonalen und eidgenössischen Turnfesten teil.
Bei guter Gesundheit konnte im Jahr 1985 das 100-Jahr-Jubiläum mit einem Unterhaltungsabend im Ekkehard gefeiert werden. Mit Optimismus startet der TVO ins neue Jahrhundert.
Die Östler Post
Im Jahr 1989 war es dann soweit: die Oestler-Post (damals noch “Oeschtler – Poscht”) ging zum ersten Mal in Druck! Die Turnerzeitung wird auch heute noch rege gelesen, kommen doch immer wieder die neuesten Gerüchte und Kalbereien berühmter und weniger berühmter Turner ans Tageslicht….! Und damit auch immer genügend Material zum Schreiben zusammenkommt, organisiert der TVO bereits seit den 90er Jahren sowohl eine Frühjahrs- als auch eine Herbstturnfahrt (nebst den Stammtischrunden, den Gäbris-Höcks, den Jubiläumsfeiern, den Fondue-Pläuschen….und und und….)!
Neue Strukturen im TVO
Die rasante und für traditionelle Turnvereine gefährliche Entwicklung im Freizeitangebot in einer Stadt und das veränderte Umfeld zwangen den TVO zu neuen strategischen Herausforderungen. Ein verstärkter Fokus auf die Jugendförderung und der Blick zu strategischen Allianzen führte zu Änderungen der Organisation und der Riegenstruktur. So wurde 1990 neu eine Damenriege gegründet. In der Folge rückten die Riegen unter dem Dach des Gesamtvorstandes enger zusammen (1995), es erfolgte aber auch die Abspaltung der Männerriege. Nach Jahren der Allianz wurde 1996 der TV Bruggen-Winkeln integriert. Nach dem ebenfalls noch jungen Kitu Notker gab dies der ganzen Jugendabteilung neuen Schwung.
Innovation
Obwohl Sion die Olympischen Spiele im Jahr 2006 nicht organisieren darf, konnte der TVO der Kampagne “Sion 2006” eine äusserst positive Seite abgewinnen: Die J&S-Riege gewann an einem Ideenwettbewerb den 1. Preis! Die Teilnehmer wurden mit einer Woche Trainingslager im Centro Sportivo in Tenero belohnt. 1999 war ein wahrlich innovatives Jahr für den Verein: der TVO konnte von nun an im Internet besucht werden. Natürlich blieb dieses Agieren nicht unbemerkt: Im Frühjahr 2000 wurde dem TVO der erste Innovationspreis der Stadt St. Gallen verliehen!
Das grosszügige Trainingsprogramm, die vielen geselligen Anlässe und die innovative Haltung zog scharenweise Turnerinnen und Turner an. Und obwohl die Jugi seit Ende 2000 die Dreifach-Turnhalle Oberzil bezogen hat, platzt diese bereits wieder aus allen Nähten!
Obwohl organisatorisch in etwas ruhigerem Fahrwasser, beurteilt der TVO jährlich die strategische Ausrichtung, damit dem Motto “Alles unter einem Dach – Sport, Spiel und Spass für jedes Alter” nachgelebt werden kann.